PLASTIC AGE

Faszination und Schrecken eines Materials in Kunst und Wissenschaft. Plastik ist überall und aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Es macht das Leben einfacher und bunter, es ist billig und beliebig formbar. Schon allein deshalb wird immer mehr davon produziert. Lag die weltweite Produktion 1950 noch bei 1,7 Millionen Tonnen, stieg sie kontinuierlich auf 288 Millionen Tonnen im Jahr 2012 an. Oder anders ausgedrückt: In den vergangenen zehn Jahren wurde in etwa soviel Plastik hergestellt, wie im gesamten letzten Jahrhundert.

Doch die Erfolgsgeschichte dieses so unverwüstlichen und wunderbar vielseitigen Materials hat auch ihre Schattenseite. Produktionsbedingungen und chemische Beständigkeit sind eine gewaltige Herausforderung für die Stoffkreisläufe unseres Planeten: Wachsende Müllberge, Plastikinseln in den Ozeanen, Mikroplastik in Gewässern und Lebensmitteln wie Honig oder Milch belasten nicht nur die Umwelt, sondern auch unsere Gesundheit.

Alejandro Duran, Derrame aus der Serie Washes Up

Andererseits ist eine Zukunft ohne Plastik nicht mehr vorstellbar, denn es gibt erstaunliche Fortschritte in der Polymerforschung. Moderne Kunststoffe eröffnen neue Möglichkeiten bei der Erzeugung erneuerbarer Energien, in der Medizin sind Plastikimplantate immer häufiger viel versprechende Alternativen zu Werkstoffen wie Titan und Keramik. Auch die bildende Kunst erprobt Einsatzmöglichkeiten und Wirkungen von Plastik. Künstler erkunden auf ihre Weise das ungeheure Innovationspotential des Kunststoffs und nutzen seine verblüffende Vielfältigkeit und leichte Formbarkeit für ihre Arbeit. Dabei sind sie sich der damit verbundenen Problematik für Mensch und Umwelt durchaus bewusst. Oft ist gerade die dem Thema innewohnende Ambivalenz Teil seiner Anziehungskraft.

Alejandro Duran, Espuma aus der Serie Washes Up

Mittlerweile beschäftigen sich viele zeitgenössische Künstler mit dieser Thematik auf ganz unterschiedliche Weise. Während der kürzlich veranstalteten Aktion Basta con Plastica wurden u.a. Arbeiten von Alejandro Duran gezeigt, der sich seit vielen Jahren mit der Ansammlung von Plastik an Stränden, Meeren und Lanschaften beschäftigt. Ins einer ganz eigenen Landart, zeigt er in erschreckend ästehtischer Weise das Vorkommen von Plastik in ursprünglich unberührter Natur. Seine Serie „Washes Up“ zeigt den Konsum von Plastik in einem neuen Licht. Seine charakteristischen monochromen Kunstwerke bringen Ästhetik in diese bedrohte Welt, und den mit Plastik gefüllten Ozeanen. Duran und sein Team reisten in 58 Länder und Gebiete auf der ganzen Welt, um diese überzeugenden und beängstigend schönen Bilder einzufangen. Er komponiert jedes Kunstwerk so eindringlich, dass die Verschmutzung unserer Weltmeere und Flüsse durch Plastik auf der ganzen Welt unübersehbar wird.

www.bastaconlaplastica.com

www.alejandroduran.com

Newsletter

Folgen Sie uns!