Der große Zeichner Alfred Kubin zeigt uns die Welt in den Fängen des Bösen. Die Ausstellung in der Albertina Modern präsentiert aus dem rund 1800 Zeichnungen umfassenden Bestand der Albertina die frühe Schaffensphase Kubins von 1899 bis 1904. Seine düstere Welt, in der das Böse, Beängstigende und Schauerliche herrschen, wird anhand von rund 100 Werken sichtbar gemacht.
Alfred Kubin (1877–1959), ein Einzelgänger und Individualist, schuf ein Werk, das von tiefen seelischen Qualen geprägt ist. Seine Bilder, die oft beklemmende Traumwelten darstellen, spiegeln düstere Visionen der modernen Seele wider. Kubin zeichnete fantastische Wesen, groteske Fratzen und bedrohliche Szenarien, in denen sexuelle Ängste, Zwangsvorstellungen, Qualen und das Gefühl des Ausgeliefertseins dominieren. Diese Themen entblößen die geheimen Triebe und Ängste der menschlichen Psyche, die zu seiner Zeit von Sigmund Freud
untersucht wurden.
Die Ausstellung zeigt Kubins kompromisslose Offenheit und seine Abkehr von traditioneller Ikonographie sowie die Vielfalt seines zeichnerischen Œuvres. In seinen frühen Arbeiten fängt Kubin auf prophetische Weise die Spannungen des 20. Jahrhunderts ein: Die Auflösung des Individuums in der Masse und das einsame, auf sich selbst zurückgeworfene Individuum, das seinen Platz in der modernen Welt nicht findet. Er selbst litt unter der fortschreitenden Verwissenschaftlichung, Technisierung und Bürokratisierung und empfand sich als ein Mensch, der der Vergangenheit angehört.
ALFRED KUBIN:
14. August 2024 bis 12. Januar 2025
Abbildung: Alfred Kubin, Selbstbetrachtung, um 1901/02, 22,5 × 22,7 cm, Tusche auf Papier, ALBERTINA, Wien © Eberhard Spangenberg, München / Bildrecht, Wien 2024