LICHTKUNST IN GREATER CHINA

Traumwelten aus Laserlicht und LED`s: Li Hui, 1977 geboren, ist einer der wenigen Chinesischen Künstler, dessen Schaffen sich stark mit Lichtkunst auseinandersetzt. Aber was genau ist Lichtkunst oder “light art”? “Lichtkunst”, so der Direktor des Internationalen Zentrums für Lichtkunst in Unna, John Jaspers, “ist kein feste definierter Begriff, aber dennoch eine akzeptierte Kunstform, die sich zwischen Skulptur und Installation bewegt. Grundlegend ist dabei, dass der Fokus, nicht in der ästhetischen Qualität der Lichtquelle selbst liegt, selbst wenn diese einen beeindruckenden Effekt hervorrufen kann, sondern in der Tatsache, dass das Licht eine Quelle ist, durch die künstlerische Ziele erreicht werden können. “ Li Hui schafft oftmals raumfüllende Skulpturen und Installationen aus Materialien wie verschiedenfarbigen Lasern, LEDs, Acryl und Stahl. Beinahe surreale Erlebniswelten werden generiert; so hängt ein zerborstenes Schiffswrack über den Köpfen der Besucher, ein stark in Mitleidenschaft gezogenes Unfallauto wirkt im roten Laserlicht wie ein schwer atmendes Tier oder ein blau beleuchtetes Skelett ist in einen Rennwagen aus Acryl eingelassen. Gemäß dem Künstler, stellen diese Verbindungen oft eine Referenz zur buddhistischen Theorie dar, gemäß derer beim Aufeinandertreffen von Gegensätzen oft etwas ganz neues daraus hervorgeht.

Li Huis Kunst ist nicht nur in seinem Heimatland ein vielbeachteter Künstler, sondern hat in den letzten Jahren auch international reüssiert. Eine erste umfassende Monographie der vergangenen Schaffensdekade ist gerade unter dem Titel “Li Hui” bei Hatje Cantz mit Texten von Abby Chen, Andreas Schmid und Prof. Bernhard Serexhe erschienen. Chinesische Kunst ist vielleicht manchmal noch weit entfernt, aber längst nicht mehr die grosse Unbekannte, die es einmal war. Übersichtsschauen wie “China now”, ”Mahjong” und “China China” haben vor allem Mitte der 2000er Jahren die Besucher in die Museen gelockt und heute setzt sich die Kunstszene detaillierter mit einzelne Künstlerpositionen auseinander, wie bspw. die Retrospektiven der Chinesischen Installationskünstlerin Yin Xiuzhen in der Kunsthalle Düsseldorf Ende 2012. Chinesische Kunstwerke haben seit Jahren Einzug in den Auktionskataloge gefunden und es finden sich inzwischen auch vereinzelt Monographien über Mid-Career und die emerging Chinesische Künstler-Generation.

Kalligraphische Lichtprojektionen

Das Hong Kong nicht gleich China ist und umgekehrt merkt man an vielen Stellen und nicht zuletzt an der Kunstszene, die in Hong Kong um ein vielfaches kleiner ist als in Mainland China und viele Jahre im Windschatten von China lief. Ereignisse wie die Art Basel Hong Kong, das neu entstehende Museum M+ und die Vielzahl von Galerien, die sich in Hong Kong angesiedelt haben, haben auch den Blick auf das lokale Kunstschaffen geschärft und wenn man sich die Kunstszene in Hong Kong genau anschaut, dann findet man durchaus bemerkenswerte und auch international bestandhafte Positionen. Eine dieser Positionen stellt der 1976 geborene Künstler Tsang Kin-Wah dar. Das Internationale Zentrum für Lichtkunst Unna zeigt ihn in seiner aktuellen Show “Words don`t come easily” neben Jason Rhoades und Boris Petrovsky mit seiner Lichtprojektion “Seven Seals” zum ersten Mal in Deutschland. Die modernen Kalligraphien und Schriftbilder des Hong Konger Künstlers reichen von sich windenden projizierten Wortschlangen mit biblischen bis obszönen Inhalten bis zu ästhetisch-schmeichelnden floralen Mustern. Gemeinsam ist allen Arbeiten, dass sich die Bedeutung erst auf den zweiten Blick oder beim “ins Bild zoomen” in ihrer wahren Natur erschließt.

Li Hui, Hatje Cantz Verlag, Hrsg. Christoph Noe; Informationen zur Lichtkunst allgemein: www.lichtkunst-unna.de

Autor: Christoph Noe

Foto(s): © Hui Li, Frank Vinken, Lichtmuseum Unna