Traumbilder und Tatsachen: Surrealismus zwischen Ausstellung und Bildband

Text: Alexandra Wendorf

Surrealismus trifft Romantik: Die Ausstellung in Hamburg

Seit Mai 2025 steht die Hamburger Kunsthalle ganz im Zeichen eines auf den ersten Blick ungewöhnlichen, aber umso neugieriger machenden künstlerischen Dialogs: „Rendezvous der Träume. Surrealismus und deutsche Romantik“. Internationale Größen des Surrealismus werden darin mit Meistern der deutschen Romantik in Beziehung gesetzt. Rund 230 Werke entfalten hier eine faszinierende Gegenüberstellung: Dalí, Max Ernst, Magritte oder Meret Oppenheim begegnen Bildern von Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge und Carl Blechen. Was zunächst gegensätzlich wirkt, entpuppt sich bald als spannendes und thematisch überzeugendes Nebeneinander unterschiedlicher, aber verwandter Ideen; Traum, Fantasie und das Unbewusste dienen beiden Strömungen als Motor der Inspiration.

Die Ausstellung verfolgt ein thematisches Konzept und nimmt die Besucher mit auf eine Reise durch thematische Räume wie „Nachts und Träume“, „Wolken und Nebel“, „Grenzlandschaften“ oder „Metamorphosen“. Internationale Leihgaben, etwa aus dem Pariser Centre Pompidou oder dem Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam, bringen seltene Hauptwerke nach Deutschland. Es ist also eine einmalige Gelegenheit, Dalí oder Magritte auf heimischem Boden zu erleben. Das vielseitige Begleitprogramm mit Vorträgen, Filmabenden und Führungen vertieft die Begegnung mit den Werken und macht das Thema auch für ein jüngeres Publikum zugänglich.

Anlass dieser Ausstellung ist das 100-jährige Jubiläum des Surrealismus – ein künstlerischer Brückenschlag über Jahrhunderte hinweg. Der in den 1920er Jahren ausgehend vom Manifest André Bretons entstandene Surrealismus wollte den Horizont der Kunst sprengen. Das Unbewusste, die Traumlandschaft und das scheinbar Irrationale wurden zu gleichwertigen Quellen des Ausdrucks. Breton veröffentlichte sein erstes „Manifeste du Surréalisme“ im Jahr 1924 in Paris und legte das theoretische Fundament für die surrealistische Bewegung, die sich stark von der Dada-Bewegung, den Symbolisten, den Strömungen des Expressionismus und der Psychoanalyse Sigmund Freuds beeinflussen ließ. Bretons propagierte mit dieser Bewegung die radikale Freiheit der Fantasie und begründete die Idee, dass Traum und Wirklichkeit zu einer sogenannten „höheren Realität“ (surréalisme) verschmelzen sollten. Die Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle zeigt, wie stark diese Motive bereits in der Romantik präsent waren und wie aktuell sie bis heute sind. Die Hamburger Kunsthalle präsentiert dies noch bis zum 12. Oktober 2025 auf anschauliche und moderne Weise.

René Magritte, Die Zukunft der Statuen (L’avenir des statues), 1932, Ölfarbe auf Gipsguss (Totenmaske Napoleons), 33,5 x 16,5 x 19 cm, © Lehmbruck Museum, Duisburg © VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Bernd Kirtz
Eine Kerze des Verstehens in deinem Herzen (A Candle of Understanding in Thine Heart), 1964, Tempera auf Karton, 58,4 x 48,2 cm, RAW Collection, © 2025 Artist Estate courtesy of RAW

„Dalí. BABY SUMO“ – Surrealismus aus neuer Perspektive

Wer nach dem Ausstellungsbesuch noch tiefer eintauchen möchte, findet mit „Dalí. BABY SUMO” aus dem Taschen Verlag eine exklusive Möglichkeit, Surrealismus zu Hause zu erleben. Mit seinen 36,7 x 50 cm und über 400 Seiten setzt dieses großformatige Werk neue Maßstäbe: Der Bildband zeigt Salvador Dalís Schaffen auf eindrucksvoll greifbare Weise. Jede Abbildung und jedes Detail seiner berühmten Bilder werden durch das XXL-Format, die brillante Druckqualität und die besonders gestalteten Ausklappseiten erlebbar. Das Buch lädt dazu ein, sich intensiv auf die Werke einzulassen und Details zu entdecken, die im Museum leicht übersehen werden.

Der Bildband wird durch einen Chronologieband mit Texten von Montse Aguer und Carme Ruiz von der Fundació Gala-Salvador Dalí in Figueres, der Heimatstadt des Künstlers, ergänzt. Auf Grundlage aktueller Forschung zeichnen die Autorinnen Dalís Leben und Werk nach – reich bebildert mit seltenen Fotografien, Skizzen, Briefen, Zeitschriftenausschnitten und Archivmaterial verschiedenster Art.

Dabei entsteht ein vielschichtiges Porträt: Wir lernen Dalí als jungen, eigensinnigen Künstler kennen, der früh zur katalanischen Avantgarde findet und eng mit dem Dichter Federico García Lorca verbunden ist. Es folgen seine Anfänge in Paris, eine erste Begegnung mit Picasso und der filmische Durchbruch an der Seite von Luis Buñuel. Mit provokanten Bildern und Tabubrüchen eckt er nicht nur beim bürgerlichen Publikum, sondern auch bei seinen surrealistischen Mitstreitern an. Schließlich begegnet er Gala, die zu seiner Muse und wichtigsten Lebens- und Schaffenspartnerin wird.

Was „Dalí. Baby Sumo“ neben den eindrucksvollen Bild- und Textseiten besonders hervorhebt, ist die außergewöhnlich hochwertige Ausstattung: Der prachtvolle Samteinband, der Goldschnitt und die Clamshell-box verleihen dem auf 10.000 Exemplare limitierten Band einen klaren Sammlerwert. Mit einem Preis von 1.000 Euro ist es nicht nur ein exklusiver Blickfang auf dem Büchertisch, sondern auch ein Sammlerstück für alle, die Dalí in einer neuen buchstäblich großartigen Form erleben möchten.

Dass dieses besondere Projekt im Programm des Taschen Verlags erscheinen konnte, ist sicherlich kein Zufall. Benedikt Taschen, der Gründer des Verlags, widmet Dalí bereits seit den 1980er Jahren große Aufmerksamkeit. Im Verlag sind immer wieder umfassende Werkschauen, biografische Bildbände und limitierte Editionen erschienen, die das Werk und die Person Dalís in den Mittelpunkt rücken. Offensichtlich schätzt man im Hause Taschen an Dalí nicht nur die künstlerische Radikalität und das Spiel mit der (Selbst-)Inszenierung, sondern auch die Fähigkeit, Betrachter zu irritieren, zu faszinieren und immer wieder zu überraschen. Diese Qualitäten passen nicht zuletzt besonders gut zu den aufwendig und opulent gestalteten Großformaten des Verlags.

Die Ausstellung in Hamburg und die Dali-Publikation von Taschen machen deutlich: Der Surrealismus ist kein abgeschlossenes kunsthistorisches Kapitel, sondern eine für unsere Zeit aktuelle Einladung, Wirklichkeit, Wahrnehmung und Gesellschaft zu hinterfragen. Die von Breton, Dalí, Magritte und anderen Begründern ins Leben gerufene Bewegung sprengte einst die Grenzen des Rationalen, rückte das Unbewusste, Fantastische sowie das Politische in den Mittelpunkt und bewahrt bis heute ihre Sprengkraft und Aktualität. Sie demonstriert, dass die surrealistische Kunst nach wie vor Fragen an unsere Zeit stellt, Impulse setzt und Menschen weltweit dazu anregt, über das Sichtbare hinauszudenken – unabhängig davon, ob sie sich im Museum, im Buch oder im eigenen Alltag damit auseinandersetzen. Sie kann immer wieder neu gelesen, betrachtet und diskutiert werden.

Der neue Prachtband von Taschen: Dali. Baby Sumo
Doppelseitige Ansichten im XXL-Format

Rendezvous der Träume. Surrealismus und deutsche Romantik

Hamburger Kunsthalle, Glockengießerwall 5, 20095 Hamburg, Die Ausstellung läuft noch bis zum 12.10.2025, alle weiteren Informationen zur Ausstellung: hier

Titelbild: Max Ernst, Der Hausengel (Der Triumph des Surrealismus) (L’ange du foyer (Le triomphe du surréalisme))1937, Öl auf Leinwand, 114,2 x 146,5 cm, Collection Hersaint, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Vincent Everarts Photography Brussels


Dalí. BABY SUMO

Hans Werner Holzwarth, Herausgeber

Neuerscheinung im Taschen Verlag, Edition von 10.000 Exemplaren, Hardcover, 36,7 x 50 cm, 438 Seiten; mit Goldschnitt, Ausklappseiten, Goldprägung auf Titel- und Kapitelseiten, sowie einem 40-seitigen Begleitheft mit Abbildungsverzeichnis, 22 x 28,9 cm; in einer Clamshell-Box, 41 x 56,2 cm, gebunden in schwarzem Samt mit Goldfolienprägung und Tip-In; plus Chronologie mit Leineneinband, 22 x 28,9 cm, 624 Seiten, ISBN 978-3-8365-5281-3

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