Von Bamberg nach Sachsen – Unterwegs mit einem gelben Wartburg

Text: Jutta Förtsch

 Im Jahr 1990 fasst die damals 20jährige Kati Koivikko – finnische Journalistik-Studentin an der Uni Bamberg –  den Plan,  ein Buch über die Seelenverwandschaft zwischen Ostdeutschen und Finnen zu schreiben. 2025 kehrt Kati Koivikko mit einer Ausstellung zu diesem Buch nach Bamberg zurück. 

Bamberg im September  1990: Wie jedes  Jahr  um diese Zeit  strömen junge Leute  aus dem In- und Ausland nach Bamberg, um ihr Studium in der attraktiven Schwarmstadt  aufzunehmen.  Doch etwas ist anders als in den vorangegangen Jahren:  Unter dem Jungvolk sind auch Menschen aus dem anderen Teil Deutschlands, um hier zu studieren, eine Ausbildung zu machen … um hier zu leben. Die Mauer war ein Jahr zuvor gefallen. 

Auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung treffen so die beiden Neubambergerinnen, die Journalistik-Studentin Kati Koivikko aus Tampere in Finnland und die Rechtsreferendarin Grit  Lehmann  aus Leipzig, aufeinander.  Sie werden Wohnungsgenossinnen und Freundinnen. „Ich hatte im finnischen Fernsehen Berichte über die  ,Wende` in Deutschland gesehen, konnte mir aber nicht vorstellen, wie es den Alltag der Menschen verändert hatte. 1990 in  Deutschland war dann ein großes  Abenteuer für mich.  Es war nicht vorherzusehen, dass ich in Bamberg eine Mitbewohnerin haben würde, die mich zu diesen tollen Geschichten  führt. Ohne diese Begegnung gäbe  es dieses Buch nicht,“ so erzählt Kati Koivikko.  Die beiden  reisen in Grits gelbem Wartburg  in deren Heimatstadt  Leipzig: Finnland meets Ostdeutschland. Und da  wird  sie geboren – die Idee, der von Kati wahrgenommenen Seelenverwandtschaft der Deutschen im Osten mit ihren eigenen Landsleuten auf die Spur zu kommen.  Am Ende dieser Reise mit dem gelben Wartburg steht das Buch Unterwegs mit einem gelben Wartburg – Porträts aus Sachsen 

Es führt auf eine Reise in den Alltag der DDR. Die Geschichten und Bilder des Buches geben Menschen, deren Lebenswege aus der Vergangenheit bis ins heutige Deutschland reichen, eine Stimme und ein Gesicht.

Das eigentlich unpolitisch gedachte Buch ist inmitten zunehmender Polarisierung ungewollt zu einem „politischen” Text geworden: Denn angesichts der unsichtbaren Mauern dieser Tage kann es uns erinnern, dass wir Menschen außer ideologischen Gegnern im Alltag auch Nachbarn, Arbeitskollegen, Kunden, Liebhaber, Eltern und Weltbürger sind.

35 Jahre nach dem Aufbruch ins unbekannte (Deutsch-)Land  scheint es an der Zeit, die Geschichten und Gesichter der Menschen  aus dem Osten dorthin zu bringen, wo alles seinen Anfang genommen hat.  Die Scheinbar im Lichtspiel-Kino in der unteren Königsstraße 34 in Bamberg zeigt noch bis zum 27. September 2025  eine Ausstellung zum Buch mit Texten und Bildern.

Weitere Informationen zum Projekt und Buch: hier


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