Faszination Schmuck – 7000 Jahre Schmuckkunst im MAKK

Text: Alexandra Wendorf

Das Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) präsentiert mit der Ausstellung „Faszination Schmuck” erstmals eine umfassende Auswahl seiner international bedeutenden Schmucksammlung. Bis zum 31. Dezember 2025 entfaltet sich im Museum ein Panorama von rund 370 ausgewählten Objekten – von altorientalischen Gemmen des 5. Jahrtausends v. Chr. bis zu experimentellen Schmuckarbeiten der Gegenwart. Damit zählt die Ausstellung zu den ersten in Deutschland, die einen so weiten kulturhistorischen Bogen über Jahrtausende spannen.

Die Ausstellung verbindet eine chronologische Übersicht mit thematischen Zugängen. So werden nicht nur Meisterwerke aus Antike, Mittelalter, Renaissance, Jugendstil und Moderne gezeigt, sondern es werden auch epochenübergreifende Fragestellungen behandelt: Schmuck als Symbol, Erinnerungsträger, Luxusgut, Ausdruck von Konventionen, Gender oder Identität. Diese Perspektive macht deutlich, dass Schmuck nie nur Zierde ist, sondern stets auch eine gesellschaftliche, emotionale und kulturelle Bedeutung hat.

Besondere Aufmerksamkeit gilt den Stiftungen, die den Kern der Sammlung bilden. Die berühmte Kölner Goldschmiedin Elisabeth Treskow vermachte dem MAKK ihre Sammlung antiker Gemmen sowie eigene Werke, mit denen sie die antike Technik der Granulation neu belebte und internationale Anerkennung fand. Hinzu kommen bedeutende Schenkungen, wie die des Kölner Unternehmers Wilhelm Clemens, der bereits Ende des 19. Jahrhunderts kostbare Schmuckstücke zusammengetragen hatte. Auch die Stiftung der norwegischen Sammlerin Rosy Petrine Sieversen trug entscheidend dazu bei, dass das MAKK eine der facettenreichsten Schmuckkollektionen Europas aufbauen konnte. Werke von Lucien Falize, Carlo Giuliano oder René Lalique stehen hier in direktem Dialog mit zeitgenössischen Positionen wie Peter Chang, Johanna Dahm, David Bielander oder Sam Tho Duong. Persönliche Bezüge erweitern die Sammlung zusätzlich, darunter etwa der Siegelring des Kölner Kultmoderators Alfred Biolek, der die emotionale Dimension von Schmuck beleuchtet.

Herrenring, © Nachlass Elisabeth Treskow // Foto: © Detlef Schumacher.com (CC BY-NC-ND)
Nokormis, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 // Foto: © Detlef Schumacher.com (CC BY-NC-ND)

Das MAKK und seine internationale Bedeutung

Mit seiner charakteristischen Architektur aus den 1950er-Jahren, die von Rudolf Schwarz entworfen wurde, bietet das MAKK einen bewusst reduzierten Rahmen, in dem die Schmuckstücke ihre ganze sinnliche Kraft entfalten können. Mit dieser Ausstellung knüpft das Museum an internationale Schmuckschauen wie die Triennale in Hanau oder die Sammlungen des Victoria & Albert Museums in London an. Zugleich zeigt es, dass Köln mit seiner Goldschmiedetradition einen zentralen Ort der europäischen Schmuckgeschichte markiert.

Begleitend zur Ausstellung vermittelt das MAKK das Thema Schmuck mithilfe von Vorträgen, Workshops und thematischen Führungen, die Einblicke in Herstellungstechniken und kulturhistorische Kontexte eröffnen.

Die Online-Sammlung – Schmuck erleben im digitalen Raum

Parallel zur Ausstellung ist die gesamte Schmucksammlung in einer Online-Datenbank zugänglich. Über 1.700 Objekte aus 7.000 Jahren lassen sich hier detailliert recherchieren und entdecken – von archaischen Broschen über mittelalterliche Preziosen bis hin zu avantgardistischen Schmuckskulpturen.

Die Datenbank ist nutzerfreundlich gestaltet: Jedes Objekt ist mit hochauflösenden Abbildungen, Beschreibungen und Hintergrundinformationen aufbereitet. Filter- und Suchfunktionen ermöglichen den gezielten Zugang nach Epochen, Materialien, Kunstschaffenden oder Themen. So können Interessierte nicht nur berühmte Werke betrachten, sondern auch unbekannte Schmuckstücke mit überraschenden Geschichten aufspüren.

Die Online-Sammlung eröffnet neue Perspektiven auf das Thema Schmuck. Sie ermöglicht es, sich unabhängig von Ort und Zeit mit den Exponaten zu befassen. Sie eignet sich sowohl für wissenschaftliche Recherchen als auch für eine visuelle Erkundung und schafft Transparenz über den Reichtum der Bestände. Zudem ergänzt sie den Ausstellungsbesuch ideal: Wer sich im Museum von der sinnlichen Wirkung der Objekte inspirieren lässt, kann im Anschluss online in die Tiefe gehen.

Mit Ausstellung und Online-Sammlung zeigt das MAKK, dass Schmuck weit mehr ist als handwerklich perfektes Kunsthandwerk. Er spiegelt soziale Rollen, persönliche Geschichten und gesellschaftliche Entwicklungen wider. Die Kölner Sammlung ist somit nicht nur ein Archiv der Formen und Materialien, sondern auch ein Archiv menschlicher Kulturgeschichte. „Faszination Schmuck“ macht diesen Schatz erstmals umfassend sichtbar und digital für alle zugänglich.


Schmucksammlung im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK), An der Rechtschule 7, 50667 Köln, makk.de | Weitere Infos zum Museum und der Ausstellung: hier.

Titelbild: Brosche nach Etruskischem Vorbild © Detlef Schumacher.com (CC BY-NC-ND)

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