GOPEA | Das Abenteuer der Kunstförderung

Von Peter Lodermeyer

„Gallery of pre-established art“, kurz: GOPEA – so heißt das private Künstlerförderprojekt, das von Jürgen Schomakers (Bonn) und Rainer Robben (Nordhorn) 2015 ins Leben gerufen wurde. Dabei handelt es sich um ein breit aufgestelltes Projekt, bei dem u.a. Publikationen, Ausstellungen, Auktionen und die Wahl eines Preisträgers ineinandergreifen. GOPEA soll Künstlern in der schwierigen Übergangsphase zwischen Studium und freier Künstlerlaufbahn zugutekommen. Gesucht werden Förderer und Sammler, die sich von den Werken junger Künstler begeistern lassen. Mit den beiden GOPEA-Gründern sprach Peter Lodermeyer.

Die Initiatoren von GOPEA Rainer Robben (links) und Jürgen Schomakers (rechts)

Ihr seid Unternehmensberater bzw. Apotheker von Beruf. Wie kommt man als jemand, der bis dahin gar nichts mit dem Kunstbetrieb zu tun hatte, dazu, ein Künstlerförderprojekt ins Leben zu rufen, und dazu noch ein so ausgefeiltes und komplexes wie GOPEA?
Jürgen Schomakers: Es ist eigentlich eine Rückkehr zu den Wurzeln jugendlichen Interesses für die Kunst. Bereits zur Schulzeit haben Rainer und ich uns intensiv mit Malerei beschäftigt. Immer aber waren wir auch realistisch genug zu erkennen, dass uns Talent und Mut fehlten, uns selber an der Malerei zu versuchen. Unsere Kreativität haben wir dann im Bereich Musik in einem eigenen Projekt verwirklicht. Ein wenig Künstlerseele steckt in uns. In der Lebensmitte beginnt man Dinge zu überdenken und auch altvertraute Leidenschaften wiederzuentdecken. Wir wollten uns wieder intensiver mit Kunst beschäftigen und dieses Bindeglied unserer langen Freundschaft wiederbeleben. Ich bewundere den Mut junger Künstler, die sich ohne Wenn und Aber der Kunst verschrieben haben – das ist, wie wir wissen, ein Berufsfeld ohne soziale Sicherung und ohne Gewährleistung auf selbstbestimmten Erfolg. Wir haben uns seinerzeit anders entschieden und möchten jetzt jungen Menschen, die zweifelsohne großes Talent, Kreativität und Enthusiasmus besitzen, ein Stück weit Hilfe und Vernetzung anbieten. Vielleicht kommt uns auch die Tatsache zugute, dass wir uns als Familienväter durchaus bewusst sind, wie wichtig – nicht nur finanzielle – Förderung in den frühen Jahren der Karriere eines jungen Menschen sein kann.

Ein wichtiger Punkt eures Projekts besteht in der Einbindung staatlicher Kunstakademien und -hochschulen. Warum habt ihr euch die Künstler, die ihr förderungswürdig findet, nicht einfach bei Akademierundgängen und Ausstellungsbesuchen zusammengesucht?
JS: Wir wollten uns im Rahmen des Projektes bewusst Qualitätsfilter setzen, die außerhalb des eigenen Geschmacks angesiedelt sein sollten. Staatlich anerkannte Kunstakademien haben hier eine wichtige Funktion, indem sie mittels Eingangsprüfung aus einer Vielzahl an Bewerbern nur wenige Studierende pro Semester aufnehmen. Der erste Nachweis von Talent ist somit erbracht. Den zweiten Filter im GOPEA-Projekt bildeten die Lehrenden an den Kunsthochschulen, die wir im zweiten Schritt um Nennung besonders talentierter Schüler aus ihren jeweiligen Klassen gebeten hatten. Ein weiterer – banaler, aber elementarer – Aspekt, weshalb wir die Künstler nicht auf Rundgängen und Ausstellungen gesucht haben, ist: Rainer und ich hätten uns bei der Auswahl vermutlich niemals auf denselben Künstler festlegen können. Unsere Geschmäcker sind sehr unterschiedlich. Das Projekt hätte wohl bis heute keine Umsetzung gefunden und unsere Freundschaft existenziell gelitten. Beides mussten wir vermeiden.
Rainer Robben: Ich kann nur bestätigen, dass dies sicherlich für Streitigkeiten gesorgt hätte (lächelt).

Gespräche in den Ateliers der Künstler in Weimar und Alfter. Unten: Ausstellung im Kunstraum „hase29“, Osnabrück, und das Bilderlager vor der Auktion.

Euer Projekt ist in einem Zweijahresrhythmus angelegt. Ihr habt zunächst von allen 55 Künstlern des Jahrgangs 2015, die in das Projekt involviert sind, jeweils eine Arbeit angekauft. Eine Bekannte, der ich von GOPEA erzählte, meinte dazu: „Sehr clever. Wenn auch nur ein paar davon berühmt werden, erfährt die Sammlung eine enorme Wertsteigerung.“ Hat sie recht?
JS: Das ist ein Aspekt, der uns mit zunehmender Dauer auch bewusst geworden ist. Nur ist es ja so, dass Rainer und ich von dieser erhofften Wertsteigerung nicht profitieren. Die Bilder der Sammlung werden schließlich unter den Förderern versteigert, der Erlös der Auktion fließt zu gleichen Teilen an die Künstler zurück. Wenn sich also bereits zum Zeitpunkt der Auktion diWertsteigerung einzelner Arbeiten im Bieterverhalten bemerkbar machte, so profitierten in erster Linie – und zu Recht – die Künstler davon.
Die Auktion fand am 19. Mai dieses Jahres in Nordhorn statt. Wer konnte daran teilnehmen?
JS: An der Auktion konnten nur diejenigen Personen teilnehmen, die bis dahin im Besitz der GOPEA-Card waren. Diese erhält man als Förderer des Jahrgangs 2015 zusammen mit der limitierten Kunstbuchedition, die in Zusammenarbeit mit dem Verlag Kettler hergestellt worden ist und alle teilnehmenden Künstler mit ihrem Werk vorstellt.
RR: Uns waren die Ausstellungen und die hochwertige Kunstbuchedition als Präsentationsplattform für die Studierenden extrem wichtig. Die Werke der jungen Künstlerinnen und Künstler wollten gezeigt werden. Den zeitlichen Aufwand für diese Unternehmungen haben wir uns von unseren Hauptberufen abgezweigt. Zur Minimierung des finanziellen Aufwands tragen die Beiträge der Förderer bei.

Im Atelier eines Künstlers.

Was genau geschieht mit dem Erlös aus der Auktion?
RR: Der Erlös betrug 14.000 Euro. 50% gehen an den GOPEA-Förderpreisträger und die anderen 50% fließen zu gleichen Teilen an die verbleibenden 54 Künstler zurück. Zum Förderpreisträger wurde übrigens der in 1988 Basel geborene Maler Dave Bopp gewählt, der bei Reto Boller an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart studierte.
JS: Das Charmante ist also das Prinzip der „Partizipation des Kollektivs“. Ist die Qualität des Jahrgangs stark, profitieren alle gemeinsam davon. Vermutlich ist das eine Erfahrung, die die Künstler an dieser Stelle zum letzten Mal in ihrer Karriere machen werden, bevor es dann im rauen Kunstmarkt wieder um Singularinteressen geht.

Beeindruckend finde ich den enormen Zeit- und Arbeitsaufwand, den ihr getrieben habt, um die über ganz Deutschland verstreuten Künstler und ihre Professoren zu treffen und die Kunstwerke persönlich einzusammeln. Ihr habt ja sogar ein eigenes Transportfahrzeug dafür, eine Art „GOPEA-Mobil“.
JS: Ja, das Kennenlernen vor Ort war uns ein besonderes Anliegen. Wir wollten in den „Backstage“-Bereich der Akademien. Wir wollten unbedingt die jungen Menschen in ihren Ateliers in den Kunsthochschulen aufsuchen, Farbe riechen, das kreative Umfeld wahrnehmen und mit den Künstlern in Diskussionen zur Kunst und ihren bisherigen Erfahrungen mit dem Kunstmarkt eintauchen. Das GOPEA-Mobil war wichtig, um für uns das altvertraute Gefühl aufleben zu lassen, wieder mal auf Tour zu sein. Früher war der Wagen vollbepackt mit Instrumenten, jetzt auf unserer GOPEA-Tour im Sommer 2015 mit den Arbeiten der jungen Künstler.
RR: Um aufrichtig zu sein, handelte es sich beim GOPEA-Mobil um mein privates Wohnmobil, versehen mit GOPEA-Logos.

Es scheint, dass euch der persönliche Kontakt zu den Künstlern und Künstlerinnen besonders wichtig ist. Haben diese Begegnungen euren eigenen Zugang zur Kunst, zur Malerei verändert?
JS: Oh ja. Ich für meinen Teil habe eine Menge dazu gelernt. Zu jedem der 55 Bilder der GOPEA-Sammlung gibt es jetzt ein Gesicht und eine Geschichte. Die jungen Künstler befinden sich in ständigem Diskurs und in Interaktion mit ihrer jeweiligen Lebenswelt. Das prägt die Bilder, auch wenn es nur eine Momentaufnahme sein kann. Der erste Eindruck eines Bildes verschafft die notwendige Aufmerksamkeit. Ein neuronales Netzwerk wird nach Aufnahme von Form und Farbe in Schwingung gebracht. Es erfolgt der unbewusste Abgleich mit vertrauten Seherlebnissen und Stimmungen. Das ist die erste Ebene. Mittlerweile hat sich mir aber auch eine zweite Ebene erschlossen. Dies allerdings häufig erst, nachdem man sich im Gespräch mit den Künstlern selbst oder Personen, die dem Kunstbetrieb näher stehen als wir, eingehender mit einzelnen Werken auseinandergesetzt hat. Ich vertraue weiterhin meinem ersten Eindruck, bin aber umso glücklicher, wenn ein Bild sich erst mit der Zeit, sozusagen über die „kognitive Hintertür“, einen Zugang verschafft, nachhaltig und elementar.

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