Grüner Himmel, Blaues Gras.

Mit der Ausstellung „Grüner Himmel, Blaues Gras. Farben ordnen Welten“ wird vom 1. April 2021 bis 30. Januar 2022 im Museum der Weltkulturen in Frankfurt wird ein besoderes Thema behandelt: Unsere Welt(en) sind voller Farben, aber nicht alle Kulturen sehen das Gleiche. Während die biologischen Grundlagen der Farbwahrnehmung überall dieselben sind, können die Bedeutungen und Assoziationen kulturell mitunter stark voneinander abweichen. Anhand von über 200 Sammlungsobjekten u. a. aus Neuguinea, dem Amazonas-Gebiet, Tibet und Java setzt sich die Ausstellung mit der Materialität der Farben und Ansätzen der Sprach- und Symbolforschung auseinander.

In der japanischen Dichtung wird der Himmel bisweilen als ‚grün’, das Gras hingegen als ‚blau’ beschrieben. Der davon inspirierte Ausstellungstitel „Grüner Himmel, Blaues Gras. Farben ordnen Welten“ irritiert und möchte zum Nachdenken anregen. Zugleich verweist er auf die komplexen Zusammenhänge, denen man bei einer Betrachtung von Farbe als einem kulturellen Phänomen gegenübersteht.

Denn unsere Welt ist voller Farbe, aber sehen alle Kulturen auch das Gleiche? Während die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Farbwahrnehmung bei allen Menschen dieselben sind, bestimmen die Wellenlängen des Lichtes noch lange nicht, wie wir Farbeindrücke benennen, in wie viele (und was für) Kategorien wir sie einteilen und welche Bedeutungen und Assoziationen wir diesen Farben zuschreiben. Dies alles kann sprach- und kulturabhängig mitunter sehr unterschiedlich sein.

Bei der Auswahl der Objekte aus den museumseigenen Sammlungen waren es neben imposanten Ahnenfiguren, prachtvollem Federschmuck und wirkmächtigen Palmblattscheidenmalereien auch die kleinen Dinge, die Anlass zum Staunen und Nachdenken gaben. Rote Muscheln, farbige Glasperlen oder schillernde Federn waren wie Mosaiksteine, die einzeln genommen unscheinbar wirkten, zusammengesetzt aber Stück für Stück ein vielfarbiges Ganzes ergaben.

Ein Leitmotiv dieser Ausstellung sind die vielseitigen kulturellen Farbkonzepte, denn Farben ordnen Welten: Mit ihnen sind oft vielfältige gesellschaftliche und kosmologische Vorstellungen verbunden, die dabei helfen, sich in der Welt zu orientieren, dieser Sinn abzuringen und das Zusammenleben zu ordnen. Sich mit den Bedeutungen der verschiedenen Farbwelten zu beschäftigen heißt daher, kulturelle Zusammenhänge in einem neuen Licht zu sehen und sich so andere Weltanschauungen zu erschließen.

Zur Ausstellung erscheint unter dem Titel „Grüner Himmel, Blaues Gras“ ein umfangreicher Katalog mit umfassendem Bildmaterial. Die Begleitpublikation vertieft mit interdisziplinären Artikeln die Themen der Ausstellung und gibt Denkanstöße zum Thema Farbe als kulturelles Phänomen

Mit wissenschaftlichen Beiträgen von Tomi Bartole, Eystein Dahl, Roger Erb, Frauke Gathof, Vanessa von Gliszczynski, Brigitta Hauser-Schäublin, Matthias Claudius Hofmann, Arno Holl, Eric Huntington, Olaf L. Müller, Eva Ch. Raabe, Gustaaf Verswijver sowie Chantal Courtois im Gespräch mit René Fuerst.

Der Katalog erscheint auf Deutsch und Englisch im Kerber Verlag.

Abbildung: Armringe (Detail), Kayapo Txukarramae Para, Brasilien, gesammelt von Luiz Boglar, 1988. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel

Kontakt und Informationen:

Weltkulturen Museum, Schaumainkai 29-37, 60594 Frankfurt am Main, www.weltkulturenmuseum.de