COMEBACK | Kunsthistorische Renaissancen

Bis zum 10.11.2019 zeigt die Kunsthalle Tübingen eine besondere Ausstellung: „Comback – Kunsthistorische Renaissancen“ widmet sich dem Phänomen der künstlerischen Rezeption Alter Meister in der zeitgenössischen Kunst.

Die Ausstellung nimmt mit rund dreißig internationalen Künstlern die zeitgenössischen Rückgriffe auf alte Meister von der Antike bis zum 19. Jahrhundert in den Blick. Diese werden in Themenfeldern wie Appropriation als Reanimation, Appropriation als Identifikation und Appropriation als Partizipation präsentiert. Indem die Künstler Meisterwerke mit traditionellen und neuen Medien wiederbeleben, sich mit ihnen identifizieren beziehungsweise uns animieren, diese partizipatorisch nachvollziehen, entstehen Bilder von Bildern, die uns unser kulturelles Erbe verlebendigen, so fern es räumlich und zeitlich auch sein mag.

Menschen finden Gefallen daran, bei ArtNight-Events wie Paint like Klimt Meisterwerke aus der Kunstgeschichte nachzumalen oder diese als lebendige Bilder – sogenannte Tableaux vivants – nachzustellen. Als Anker für Identität hat Kunst allgemein und vor allem auch die Werke vergangener Epochen heute für viele eine nie dagewesene Bedeutung erlangt. Diese Relevanz findet auch in der Gegenwartskunst vielschichtigen Wiederhall: Auf ganz unterschiedliche Art und Weise eigenen sich Künstlerinnen und Künstler die Meisterwerke der Vergangenheit an, sie bringen sie uns näher und befragen sie auf ihre Bedeutung für unsere Gegenwart und unsere Zukunft: So reanimiert etwa der französische Künstler Léo Caillard antike Skulpturen in einen populärkulturellen Kontext, wenn er sie wie Hippster des 21. Jahrhunderts stylt. Die Schweizer Künstlerin Chantal Michel verleibt sich regelrecht die Werke des Künstlers Albert Anker ein, indem sie in die Rollen seiner büerlichen Protagonisten schlüpft und dabei stereotype Geschlechterklischees genüsslich unterwandert. Die kolonialen Spuren der europäischen Kunstgeschichte führt uns der US-Amerikaner Kehinde Wiley vor Augen: Indem er junge Schwarze Männern aus den Straßen New Yorks namhafte Werke der Kunstgeschichte nachstellen lässt, subvertiert er die Weiße Übermacht einer westlichen Geschichtsdeutung. Spielerisch, reflektiert, neugierig und frei begegnen diese und weitere in der Ausstellung vorgestellten Künstlerinnen und Künstler den Ikonen der Kunstgeschichte und eröffnen uns dadurch neue und mutige Perspektiven auf unser kulturelles Erbe.

Kunsthalle Tübingen
Philosophenweg 76
72076 Tübingen
www.kunsthalle-tuebingen.de

Titelbild: Yinka Shonibare CBEFake Death Picture (The Death of Chatterton –Henry Wallis), 2011C-Print148,91 x 180,98 x 4,13 cm©The Artist / DACS, London / Courtesy James Cohan Gallery, New York und Shanghai und Blain|Southern© VG Bild-Kunst Bonn, 2019