FAST FASHION | Die Schattenseiten der Mode

Von Alexandra Wendorf


Schnelllebigkeit charakterisiert den Modekonsum von heute. Große Ketten bringen alle zwei Wochen neue Kollektionen auf den Markt, mit Gewinn: Im Durchschnitt kauft jeder Deutsche pro Jahr 60 Kleidungsstücke – mehr als eines pro Woche. Doch viele davon werden erst gar nicht oder viel zu selten getragen, bevor sie in der Altkleidersammlung landen. Die Sonderausstellung „Fast Fashion. Die Schattenseite der Mode“, konzipiert vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, wirft einen kritischen Blick auf die Folgen dieses Handelns für Produzenten und Umwelt und regt die Besucher an, sich engagiert mit ihrem eigenen Konsumverhalten auseinanderzusetzen.

Woher kommt die Mode, die es in wenigen Wochen vom Laufsteg in den Laden schafft, vom Prototypen zum Massenartikel? Wo wird sie produziert, unter welchen Bedingungen – und von wem? Wie kann Kleidung so preiswert sein? Antworten auf diese Fragen finden sich in der Ausstellung.

Wir sehen Bilder von Näherinnen am Rande der Erschöpfung, eingestürzte Fabrikhallen, hunderte Tote; die Schattenseiten eines glänzenden Geschäfts. Doch die Produzenten als Sündenböcke darzustellen, wäre zu einfach. Die Textilindustrie gilt in vielen Entwicklungsländern als Pionierindustrie, die andere Wirtschaftsunternehmen nach sich zieht, also auch dazu beiträgt, dass sich der Lebensstandard langsam hebt. Andererseits hat sich die Situation der Textilproduktion in Europa verändert. Es gibt kaum noch Webereien und Schneidereien.

Neben den ökonomischen Auswirkungen hat der Massenkonsum auch ökologische Folgen. Er schädigt Umwelt und Mensch nachhaltig: Vom Pestizid belasteten Rohstoff wie der Baumwolle, über den Verbrauch von Wasser und den Einsatz von Chemikalien bei der Produktion bis hin zur toxischen Veredelung von Kleidung.

Wie könnte der Ausweg aus diesem Dilemma aussehen? Auf Mode verzichten? Die Ausstellung zeigt, welche Alternativen es bereits gibt – von nachhaltig produzierter Mode über Upcycling-Konzepte bis hin zu neuen Fasern und innovativen Technologien.

Das Museum Europäischer Kulturen (MEK) ergänzt die Auseinandersetzung mit der Fast Fashion um Einblicke in die Berliner Slow Fashion-Szene: Als Dreh- und Angelpunkt der internationalen fairen Modewelt entstehen in Berlin zahlreiche innovative Ideen, wie Mode nachhaltig produziert und genutzt werden kann und gleichzeitig Spaß machen kann.

Jeans-Näherei in Semarang, Indonesien, 2018 © M. Fuchs

Zur Ausstellung ist bereits ein umfangreicher „Magalog“ (ISBN 13978-3-923859-82-5) erschienen. Ein umfassendes Veranstaltungs- und Vermitt-lungsprogramm mit regelmäßigen Repair-Cafés und kreativen Workshops ergänzt die Ausstellung während ihrer gesamten Laufzeit.

Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode | 27. September 2019 – 2. August 2020

Eine Sonderausstellung des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin

Titelbild: Tim Mitchell, Recycling von Kleidung, 2005 © Tim Mitchell and Lucy Norris „Cast-off woolen clothing is sorted again in large warehouses in Panipat, now into basic colour groups, where it’s new value lies.“